Freitag, 9. Juli 2010

Moschtbröckli, Chäs und Schwyzertütsch, bitte!

Norwegen? Schweiz? Wo bin ich?
So ähnlich wie die beiden Länder sind, so gibt es doch einige gravierende Unterschiede. Das Thema also meines heutigen Blogeintrages.

Ich fühlte mich in Norwegen schon immer schnell zu Hause. Das war nicht anders, als ich dieses Jahr hierher kam im Wissen, dass ich die nächsten Monate hier verbringen werde.
Der Lebensstandard ist ähnlich hoch wie in der Schweiz, das Preisniveau dementsprechend auch. Wenn sich meine deutsche Mitbewohnerin über die hohen Fleischpreise im Supermarkt wundert, reibe ich mir die Augen, weil Fleisch so günstig ist. Zum Vergleich: Ein Kilo Schweinefleisch (vom Hals) kostet rund 11 Franken. Natürlich gibt es auch teureres Fleisch, doch solange wir beim Schweinefleisch bleiben, ist es etwa die Hälfte des Preises von Schweizer Fleisch. Abgepackt aus der Migros oder dem Coop wohlgemerkt. Rindfleisch ist rarer und teurer, für ein Kilo Entrecôte bezahlt man rund 40 bis 50 Franken.

Wesentlich günstiger ist natürlich Fisch. Von der Fischerei leben auch heutzutage noch die meisten Lofotinger (so die offizielle Bezeichnung der Inselbewohner). "Iss Fisch und kaufe norwegischen!" war einer der ersten Ratschläge eines Einheimischen. Lachs ist für rund 20 Franken pro Kilo zu haben, geräuchert und von sehr guter Qualität.
Nach wie vor esse ich aber lieber und öfter Fleisch als Fisch. Es ist auch kaum zu glauben, dass es wirklich noch genügend Dorsch im Meer haben soll, wenn man bedenkt, dass nur hier auf den Lofoten dieses Jahr 31 000 Tonnen(!!!) Dorsch gefischt wurden.

Doch nicht nur die Preise sind wie zu Hause, sondern auch die Menschen. Ich hatte mit meiner Einschätzung vom Tösstal Norwegens nicht so Unrecht. Zwar sind viele Leute hier aufgeschlossener als viele Schweizer, was wohl schon ein bisschen mit der Weite des Meeres zu tun hat, doch in vielen Belangen erinnern sie mich an die Heimat. Sie sind geradlinig und direkt, akzeptieren zwar Fremde, doch bis man wirklich dazu gehört, braucht es wohl viel.
Ich verstehe mich mit den Einheimischen bis jetzt sehr gut. Sie sind mir sofort gut gesinnt, wenn ich erzähle, dass ich ihr Land liebe und sie schätzen meine -  mitunter kläglichen - Versuche, ihre Sprache zu imitieren.

M-o-s-c-h-t-b-r-ö-c-k-l-i
Bis jetzt vermisse ich nicht viel aus der Heimat. Doch gestern hatte ich eine Deutsche an Bord, deren Schwester in Wald (AR!!) lebt. Dann meinte sie nur: Ich liebe Moschtbröckli. Ich fiel fast in Ohnmacht. Sofort hatte ich den Geschmack im Mund vom zarten Trockenfleisch. Den salzigen Geschmack, der nicht mehr weichen will, wenn man das Fleisch auf der Zunge zergehen lässt. Und seitdem denke ich jede Minute daran. In der Hölle schmoren soll diese Berlinerin, die wagte, dieses Wort auszusprechen! Ich lebe gut ohne Schoggi (wobei man hier auch Toblerone kaufen kann, was meine Nahrung während den Schweiz-Spielen war) und auch ohne Cervelats und Bratwürste. Aber Moschtbröckli. Heieieieieiei. Ähnlich schlimm ist es nur mich Chäs. Die Norweger haben ja keine Ahnung, wie Käse schmeckt. Ansonsten würden sie diese weisslichen Klötze milchigen Geschmacks nicht als Käse verkaufen. In einigen Supermärkten gibt es auch französischen Weichkäse (zum unglaublichen Schnäppchenpreis von 50 CHF/Kilo!!!), doch einfach nur Chäs, das gibt es nicht.
Was mir vorschwebt? Das ist ja wohl klar: Sternenberger Brie, Sternenberger Mutschli, Vacherin Mont d'Or, Senneflade, Arenenberger, Girenbader Hobelchäs, St. Paulin (weil bitz Normales auch sein muss), und natürlich wärs auch mal wieder Zeit für ein Raclette mit Sternenberger geräuchtert, mit Chili, Paprika und Nature.

Die Botschaft ist ja nun wohl klar: Jede(r), die/der mich besuchen kommt, muss ein bisschen Käse und Moschtbröckli schmuggeln. So schwer kann das ja nicht sein!

Herzlichen Dank schon mal im Voraus. Ich haue nun Spiegeleier in die Pfanne und träume von Älpler-Maccaroni.

Schwiiz, nöd Dütschland!
Was ich aber am schmerzlichsten vermisse, ist, Mundart zu sprechen! Immer dieses gehauchte Deutsch, das ist ja kein Leben! Unterdessen unterhalte ich mich auch mit den Deutschen lieber auf Englisch. Und ich entwickle bedenkliche Sympathien für Schweizer Touristen aus allen Kantonen. feng, bitz, chuum, mängisch, det, hoi, xundheit, mässi. Schöne Worte, die ich nicht mehr brauchen kann. Fluchen und Fussball kommentieren tu ich nach wie vor auf Mundart, was auf meine Umgebung mitunter unterhaltsam wirkt.

So, nun aber sind definitiv die Spiegeleier an der Reihe.

En guete!

1 Kommentar:

  1. Nachtrag zum Käse:
    Heute morgen habe ich mal wieder einen Grosseinkauf getätigt. Und da ist ein kleines Wunder passiert. Im Coop habe ich Fjellost fra Hemsedal, also Bergkäse aus Hemsedal, gekauft. Als ich zu Hause das erste Stück gegessen habe, war es wie Weihnachten: Der Käse schmeckte wie richtiger Schweizer Käse.
    Als ich den Beschrieb auf der Verpackung las, wusste ich auch, warum: Er wurde vom Schweizer Käser Fabian Widmer in Hemsedal hergestellt!
    Selbstverständlich habe ich den Retter meines Käsemangels gleich ausfindig gemacht und mich bei ihm bedankt.

    Hier seine Website: http://hemsegarden.no/

    En guete!

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