Montag, 24. Mai 2010

Dance The Swing!

Wenn ein Mann anständig tanzen will, sollte er nicht mich als seine Partnerin aussuchen. Ich habe das den Norwegern zu erklären versucht, doch es nützte nix. «Selber schuld», dachte ich und stürzte mich auf die Tanzfläche. Nja, stürzen ist etwas übertrieben. Liess mich wohl eher mitreissen.
Ich vergleiche die Lofoten ja gerne mit dem Tösstal. Vor allem, was die Menschen betrifft. In vielen Aspekten tue ich den Norwegern damit unrecht. Aber getanzt, das kann ich nun sagen, wird hier genauso wie im Tösstal. Disco auf dem Lande war gestern angesagt.

In Henningsvær, einem Fischerdorf 65 Kilometer von hier, fand das «Codstock-Festival» statt. Der Name natürlich in Anlehnung an das legendäre Woodstock. «Cod» ist das englische Wort für Kabeljau und so lautete das Festivalmotto «3 Days of Fisch and Music». Das konnten wir uns keinesfalls entgehen lassen und so fuhren wir gestern Abend dorthin. Wir suchten uns ein Konzert aus, welches um 22.30h begann (also die erste Band, die zweite zwei Stunden später, aber wer denkt schon an morgen, solange die Sonne scheint...).

Die Festhalle hatte eine ordentliche Grösse, die Norweger waren bereits gut gelaunt. Man merke: Bier wird im Ausgang konsumiert, egal wie viel es kostet. Und zwar in rauen Mengen. So ein durchschnittlicher Norweger ist ja auch 1,85m gross, so muss er auch viel trinken. Also in etwa so wurde es mir erklärt. In der Ecke sass einer unserer Busfahrer mit seiner Frau, und er begrüsste uns sogleich herzlich. Die Band spielte bereits, die Zuhörer standen und sassen und schunkelten. Der Raum vor der Bühne war aber menschenleer. Ich führte dies zuerst auf die Scheu der einheimischen Bevölkerung zurück. Doch falsch gedacht. Komplett falsch. Schon beim zweiten Lied zeigte sich, dass nur die Tanzfläche freigehalten wurde. Und so hüpfte jede und jeder, die oder der die Energie nicht mehr zügeln konnte, wild zum Irish Folk der norwegischen Band herum.

Sarah staunte, lachte und genoss. Auch unser Chauffeur stürzte sich in die Menge. Er schleuderte seine Frau herum und ich war mir nicht sicher, ob er zu betrunken oder zu nüchtern war, um den Takt zu finden. Verschwitzt und grinsend kam er auf uns zu und seine Frau vermittelte ihn kurzerhand uns als Tanzpartner weiter. «Do you wanna dance?», fragte Winnie, drückte mir ihre Tasche und ihre Jacke (ahja: mit der Garderobe habens sies nicht so, die Norweger, das gibts also nix anzustehen, zu treffen, zu umarmen....) in die Hand und verschwand.

Winnie lernte eine Lektion, die mir für etwas später in dieser Nacht vorbehalten war: Der nordnorwegische Ausgangstanz ist eigenwillig, man muss ihn können und ein «I can't dance» interessiert einen Norweger nicht. So war es nun sie, die von Leif-Arne herumgewirbelt wurde. Ich beschloss, die Szenerie fotografisch zu dokumentieren. Dies war der Steilpass für meinen Nachbarn: «Oh, can you send me the picture?» Äh, jawoll, hallo erstmal, würd ich da sagen. Mein Nachbar war ein Norweger wie aus dem Bilderbuch: Gross, blond, blaue Augen. Sein Vater ist pensionierter Polizist und arbeitet nun (ach wie überraschend) als Buschauffeur für Touristen, sein Grossvater aber, ja, der war Fischer (und noch mehr Verwunderung machte sich breit!). Aufgewachsen ist er in ebendiesem Fischerdorf Henningsvær. Unterdessen wohnt er aber in Harstad (sprich: Harrschschta), lässt sich das Codstock in der alten Heimat aber nicht entgehen. Im Englischunterricht hatte er entweder ganz gefehlt, Fische gezählt oder die Strahlen der Mitternachtssonne. Anwesend kann er kaum gewesen sein. Ich versprach, ihm die Fotis zu schicken und wir habens wirklich geschafft, im grellen Licht der Mitternachtssonne die E-Mail-Adressen auszutauschen.

Später an diesem Abend wurde ich desöfteren zu seiner Bierdosen-Halterin, habe seinen Cousin und dessen Freundin «Oh you know, he is sooo kind! Really! I am serious!! He is soooo kind!!! Maybe we will meet now more often» kennen gelernt, und mutierte dann eben zu seiner unfreiwilligen Tanzpartnerin. Er schlug alle meine Warnungen in den Wind. Doch schnell bekam ich zu hören «If you want to live in Nothern Norway you have to learn to dance swing.» Nun ist aber «Swing» ein weiter Begriff dafür, was die Norweger da tanzen. In meiner umfassenden Feldstudie mit zwei Tänzern (der Schofför bot mich später auch auf und da kann frau ja nicht nein sagen - das gespielte Selbstvertrauen, ja, das steht mir halt immer wieder im Weg!) fand ich heraus, dass alle nur dieselben vier Figuren kennen, niemand so genau weiss, was die Füsse eigentlich machen sollen aber wehe, frau dreht sich in der falschen Sekunde in die falsche Richtung! Naja, es könnte ja schon auch bitz ein Führungsproblem gewesen sein, doch sowas lässt mann in solch einer Situation nicht gelten.

Auf der Bühne standen unterdessen nicht mehr sechs Norweger, sondern vier Engländer. Der Tanz blieb aber derselbe. Wir wollen ja mal nicht übertreiben, ikke sant! (ikke sant heisst soviel wie «nicht wahr» und die Norweger, oder vor allem: die betrunkenen Norweger brauchen den Ausspruch inflationär, etwa so, wie einige Schweizer «oder»).

Mittlerweile war dann doch die Stunde schon fortgeschritten, der Promillegehalt im Blut der meisten Männer erheblich gestiegen, das Englisch wurde mit jedem Bier verständlicher und «ikke sant» kann man in dieser Phase des Abends auch mitten im Satz brauchen. Winnie und ich verabschiedeten uns also, schliesslich lagen noch 65 Kilometer E10 vor uns, die wir leider nicht im Schein der Mitternachtssonne, sondern im Grau der hellen Nacht in Angriff nahmen. Die E10 ist die grösste, also breiteste Strasse der Lofoten, kurvenreich wie eine Schweizer Passstrasse und als Sturzzone sind die Gräben links und rechts vorgesehen. Für betrunkene Autofahrer (und Touristen) also nicht geeignet. Winnie und ich fuhren diese Strecke seit unserer Ankunft aber täglich, meist jedoch im Bus, kennen doch aber langsam die Kurven und tuckerten sicher gen Gravdal.

Doch es ist erstaunlich, wie viele Leute in dieser Pfingstnacht in solch einer einsamen Gegend unterwegs sind. Nicht alle waren so nüchtern wie ich und einige verstanden unter dem Begriff «füdli schwänke» nicht unkontrolliertes Rumgehopse auf der Tanzfläche: Sie standen am Strassenrand, hielten ihr bluttes füdli in den kalten Nachtwind und liessen die Aktion von ihren Freunden auf den Chip der Digitalkamera brennen. Was genau sie für eine Reaktion erwarteten, weiss ich leider nicht. Ich weiss nur, dass es um einiges amüsanter ist, sich von einem norwegischen Schofför und Polizistensohn auf der Tanzfläche herumwirbeln zu lassen, als irgendwo in der kalten Schweiz zu planschen (jaa, das ist nun mal wieder ein Insider für einige Freunde, das muss man nicht verstehen...)

Den Busfahrer werde ich heute wiedersehen, schliesslich müssen wir ja auch in Norwegen arbeiten (anders kann man sich nicht mal als reiche Schweizerin das Leben hier leisten), der Polizistensohn hat mich angefleht ihn im Gesichterbuch zu suchen. Schliesslich will er mit mir an die Pferderennen in Leknes, einen Ausritt in Harstad machen und Fische zählen. (ok, Letzteres nicht und auf die Pferde kam er einfach so, und schwafelte dann was davon, dass er jemand kenne mit Pferden, der aber nur junge Pferde habe, die ein bisschen wild seien. Als er von meinen doch unterdessen 17 Jahren Reiterfahrung (tammi, bin ich alt!!!) hörte, erblasste er zuerst und war dann doch wieder beruhigt.) Wiedersehen also auf unbestimmt verschoben.

Ich halte mich nach wie vor an meinen Konfirmationsspruch «Prüfe alles und behalte das Gute» und so muss ich ja nicht den erstbesten Norweger schnappen, ikke sant!

Samstag, 22. Mai 2010

Umzug und erste Tour

Seit einigen Tagen wohne ich nicht mehr in Mortsund, sondern in Gravdal. Winnie und ich teilen uns hier eine 3,5-Zimmer-Wohnung. Ich finde das ganz schön komfortabel für drei Monate...
Die Vermieter haben die Wohnung vor unserem Einzug noch neu gestrichen und etwas renoviert. So siehts nun auch aus: handglismet. Aber das ist ja nicht so tragisch. Wir haben hier alles, was wir brauchen, sogar eine Waschmaschine steht im Bad.

Ihr wisst ja, dass ich als Reiseleiterin weisse Blusen tragen soll. Und so haben wir hier natürlich auch eine Glett-Station eingerichtet. Ich habe dann vor einigen Tagen begonnen, die von der Reise im Rucksack vollkommen aus der Form gekommenen Blusen zu bügeln. Zwei Blusen lang gings gut, doch dann verstellte sich das Rad am Glettise auf unerklärliche Weise von Synthetik auf Leinen. Ich geb ja zu, ich hätte die ersten Anzeichen (Kleben der Bluse am Bügelbrett) nicht ignorieren dürfen. Doch es war schnell zu spät und eins meiner Prachtstücke von der Shopping-Tour in Biel war verbrannt. Also verschmüürzelet. Ihr nächster Gang führte in den Abfallsack, ein tristes, viel zu kurzes Leben ging zu Ende.

Ich wertete das Malheur aber nicht als schlechtes Omen, schliesslich stand am Donnerstag meine erste Tour auf dem Programm. Es war nicht eine Hurtigruten-Tour, sondern ein Ausflug mit Passagieren eines Kreuzfahrtschiffes. Winnie und ich sassen noch gemütlich in der Stube, als wir im Hafen die MS Funchal einlaufen sahen. Es ist eines der kleineren Kreuzfahrtschiffe, die hier in Leknes anlegen. Wir schauten dem Lotsen zu, wie er an Bord ging und das Schiff sicher zur Anlegestelle leitete. Unsere Wohnlage ist wahrlich sehr privilegiert: Wenn die Schiffe einlaufen, müssen wir uns noch lange nicht beeilen und wir müssen auch nicht ewig am Hafen warten, wenn ein Schiff Verspätung hat.

Die Passagiere wurden auf fünf Busse aufgeteilt und wir fuhren los Richtung Flakstad. Flakstad liegt auf unserer Nachbarinsel Flakstadøy und hat als Touristenattraktion eine alte Holzkirche zu bieten. Auf der Fahrt dahin erzählte ich den Gästen etwas über die Landschaft, die Leute, die Tiere und was mir sonst noch so in den Sinn kam. Von Flakstad ging es weiter nach Nusfjord, einem Fischerdorf, das seit 1975 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Es ist ein «lebendiges Museum», wobei «lebendig» ein grosses Wort ist. Leben in die Bude, respektive ins Dorf, bringen einzig und alleine die Touristen. Zwar wohnen 28 Leute das ganze Jahr in Nusfjord, doch auch sie warten alle nur auf die Touristen.
In Nusfjord gabs eine Dia-Show für unsere Gäste und Tee und Waffeln für uns.
Auf der Rückfahrt nach Leknes plauderte ich munter weiter über die Inseln und beantwortete Fragen wie «Warum ist der Wasserstand so niedrig? Ist das wegen dem Nebel?» «Äh, nein, wegen der Ebbe», war dann meine Antwort.
Nach drei Stunden kamen wir wieder im Hafen an. Ich glaube, meine erste Tour ging ganz gut, immerhin bekam ich etwas Trinkgeld und viele positive Rückmeldungen von den Gästen. Das ist doch was!

Heute werde ich meine erste Hurtigruten-Tour leiten, was etwas anspruchsvoller sein wird. Die Tour dauert zwar nicht länger, doch es gibt weniger Pausen und viel mehr Informationen, die ich weitergeben muss. Weil es meine erste Tour ist, wird mich ein Senior Guide begleiten, respektive überwachen. Ich denke aber, dass auch diese Fahrt ganz gut gehen wird, schliesslich war ich auf solch einer Tour schon sechs Mal dabei zur Vorbereitung. Wann ich also was erzählen muss, ist mir klar, nur die Art und Weise muss dann noch stimmen.... Ich habe mir Moderationskarten mit Stichworten geschrieben (jaja, mein Studium zahlt sich auch hier aus) und bin darum guter Hoffnung, dass alles gut geht.

Unterdessen ist auch das Paket mit meiner Wanderausrüstung angekommen, welches ein lieber Bekannter von Bern nach Oslo transportiert hatte und da aufgab. So bin ich nun gut ausgerüstet und kann nun auch mal auf eine kleine Wanderung gehen.

In der vergangenen Woche hatte ich auch genügend Zeit, meine Kamera auszuprobieren und darum hier mal wieder ein paar Bilder.

Stockfisch in Reine


Fischköpfe in Sakrisøy


Sonnenuntergang in Uttakleiv


Rørvikstrand bei Flut


Skulptur von Dan Graham




Bei Vikten


Unser Zuhause in Gravdal: Das blaue Haus


Sonnenuntergang von Mortsund aus

Donnerstag, 13. Mai 2010

Heute war ich auf Erkundungstour. Das Wetter war herrlich: Seit dem Morgen eitel Sonnenschein, strahlend blauer Himmel. Die Temperaturen sind noch nicht wirklich sommerlich und heute blies ein starker Wind.

Zusammen mit meiner deutschen Mitbewohnerin Winnie bestieg ich als erstes unseren Hausberg in Mortsund. Mortsund ist ein kleines Fischerdorf und wir wohnen noch bis Ende Woche in einer Fischerhütte am Wasser. Der Berg hinter dem Haus ist 363 Meter hoch - vom Meer aus reicht das so früh am Morgen...

Die Aussicht von der Fischerhütte «rorbu» aus

So stelle ich mir «Wohnen am Wasser» vor

Die Aussicht vom Gipfel war atemberaubend. Dank der guten Verhältnisse sahen wir bis zum Festland im Osten. Wir blickten auf Leknes, Gravdal und die anderen kleinen Dörfer im Westen und dahinter sieht man  den Atlantik. Was soll ich gross beschreiben, seht Euch die Bilder selbst an...

Sicht vom Breidtinden auf Leknes



Sicht auf Gravdal, wo ich ab Montag wohnen werde

Meine Mitbewohnerin Winnie

Das Festland ist nah und doch weit weg

Sicht auf unsere Hütte

Am Mittag fuhren wir nach Leknes, wo sich das Büro meines Arbeitgebers befindet. Dort erfuhren wir, dass wir erst am späten Nachmittag auf eine Tour mit Passagieren der Hurtigruten sollen. Wir amten noch nicht selber als Reiseleiter, sondern gingen mit, um zu sehen, was wir erzählen müssen. Wir hatten also noch ein bisschen Zeit, die Inseln weiter zu erkundigen und düsten mit unserem Mietauto nach Eggum. Naja, wollten wir zumindest. Doch überwältigt vom Sonnenschein und der herrlichen Natur, fuhren wir munter drauf los, ohne auf die Wegweiser zu achten. Eine brauchbare Karte hatten wir nicht dabei, da jene, die im Touristenbüro verkauft wurden, nicht meinen Vorstellungen entsprachen. So zogen wir ohne los. Naja, wir verpassten die Abzweigung nach Eggum und fuhren stattdessen nach Kvalnes. Das war keine schlechte Entscheidung, die Strasse führt dem Atlantik entlang und wir konnten uns kaum satt sehen. Von dort aus sahen wir auch den Felsen, an dessen Fuss Eggum liegt. Er ist 300 Meter hoch und wegen des ähnlichen Profils nennen ihn die Einwohner hier ihr Nordkap.

Der «Nordkap-Felsen» der Lofoten-Bewohner

Auch als Schaf lebt man am Wasser

Eggum übertraf alle unsere Erwartungen. Zwar liegen die Häuser wegen des Berges oft im Schatten, doch der weisse Strand, der dank der Berge heute ziemlich im Windschatten lag, ist kaum an Schönheit zu überbieten. Wir wussten, da sind wir nicht zum letzten Mal.

Strand bei Eggum



Eggum am Fusse des Berges

Sicht über den Strand von Eggum Richtung Vesterålen


Für morgen haben wir noch kein Programm. Auch in Norwegen ist Auffahrt ein Feiertag. Die Norwegerin an der Reception hier war ganz überrascht, als ich ihr sagte, dass auch in der Schweiz morgen gar nix läuft. Doch dann meinte sie: «Ihr Schweizer seid sowieso vernünftig. Ihr seid auch nicht in der EU!» Da hat sie wohl recht und es scheint, als fühlten sich die Norweger uns dadurch etwas verbunden. Mir solls ja recht sein.

Die ersten Seeadler-Bilder
Auf der Fahrt mit dem Sightseeing-Bus der Hurtigruten habe ich den ersten Seeadler gesehen. Es gibt Legenden, die von früheren Besichtigungen meinerseits berichten. Doch dieses Mal ist es mir gelungen, Beweisfotos zu machen ;-) Die Qualität lässt noch zu wünschen übrig, ich gelobe Besserung. Doch man erkennt den König der Lüfte wenigstens...

Da gleitet er hin

Mäjestätisch...

...schwingt er seine Flügel

Nun ist Mitternacht vorbei, draussen ziehen Wolken auf, doch noch immer ist es so hell, dass man gut draussen lesen könnte. Die Norweger haben vorsichtshalber aber mal die Strassenlaternen angezündet. Man weiss ja nie.... ;-)

Für mich ist heute Ende, müde wird man (zum Glück) auch, wenn die Sonne nicht untergeht.


 ps: das Internet hier ist nur mässig stabil, darum ist nun doch wieder Morgen ;-))

Montag, 10. Mai 2010

Erste Impressionen

Trotz einer neuen Aschewolke aus Island konnte ich heute planmässig nach Nordnorwegen fliegen. Seit zwei Stunden bin ich also hier, im Niemandsland, und geniesse den norwegischen Frühsommer.

Viele Worte gibt es nicht zu verlieren. Die Nacht ist hell, die Luft rein, Sarah glücklich.

Darum nur mal ein paar Bilder... Noch Fragen, warum ich hier bin?






Freitag, 7. Mai 2010

Mein neues Image

Noch drei Tage, dann fliege ich nach Norwegen. Endlich. Mein Herz springt vor Freude, wenn ich daran denke. Diese Tage hat es geschneit, zurück in den Winter ist also die Devise. Doch wo ist der Unterschied zur nasskalten Schweiz Anfang Mai? Richtig: Die salzige Meerluft wird mich den Schnee vergessen lassen. Und so hoffe ich, den Frühling, den die Schweiz dieses Jahr ausgelassen hat, auf den Lofoten zu erleben.

Der Rucksack ist gepackt, proppenvoll bis oben und auf der Waage 20,2 Kilogramm schwer. Dazu kommt eine Kiste mit meinen Wander-Utensilien, die ein lieber Freund mit dem Auto nach Oslo transportieren und mir von dort aus auf die Lofoten schicken wird. Dieses Angebot, welches ich gestern erhielt, löst mein Platz- und Gewichtsproblem auf sehr elegante Weise. Am Sonntag wird die Kiste per Layout-Kurier nach Bern transportiert.

Ich habe alles erledigt, die Rechnungen bezahlt, die Adresse umgemeldet und kann mein letztes Wochenende in der Schweiz vollends geniessen.

Ausgewandert, verliebt, verheiratet?
Seit ich beschlossen habe, nach Norwegen zu gehen, haftet mir ein neues Image an: Täglich werde ich gefragt, ob ich der Liebe wegen nach Norwegen ginge und wann ich heirate. Für mich ist diese Erfahrung doch etwas neu. Das letzte Mal, als ich diese Frage so oft gestellt bekommen habe, war am Hochzeit meiner Schwester vor vier Jahren. Anscheinend wird die Frage durch solch ein Fest legitimiert.

Nja, ich werde zwar dieses Jahr dreissig (in 6 verfluchten Monaten auf den Tag genau), doch Heiraten steht nach wie vor nicht zuoberst auf meiner Traktandenliste. Und nein, ich gehe nicht wegen der Liebe nach Norwegen. Zumindest nicht wegen der Liebe zu einem Mann. Ich fühle mich dem Land sehr verbunden und es ist die Sehnsucht nach der wunderbaren Natur, die mich dorthin zieht. Und vielleicht lerne ich auch jemanden kennen dort, der mir gefällt, wer weiss das schon?
Doch es ist nicht mein primäres Ziel. Ich mein, auf den Lofoten einen Mann suchen zu wollen, ist in etwa so, wie wenn jemand ins Tösstal ginge dafür. Schräge Vorstellung. Leknes, der Ort, wo ich wohnen werde, hat 2700 Einwohner. Das wäre dann also Bauma. Wie gross ist dort wohl die Chance, dass ich einen Mann treffe, der genau meinen Träumen entspricht? Eben.

Diese Woche hat mich sogar der Verkäufer im Swisscom-Shop in Biel gefragt, ob ich denn im Ausland heiraten werde. Das war geradezu eine abstruse Situation. Ich hätte ihn fragen sollen, ob er denn denke, dass ich dringend unter die Haube müsse...

Mich nimmt ja wunder, ob auch die Norweger denken, ich sei eine Sextouristin. So nervig, wie das hier ist, so praktisch könnte das ja dort sein, hehehe
Ich mein, gegen ein bisschen Spass in der Fremde ist ja nichts einzuwenden...

Nun möchte ich aber noch eine kleine Umfrage starten. Was ist Euer Tipp? Finde ich in Norwegen den Mann fürs Leben? Werde ich dort bleiben? Oder reichts nicht mal für einen Ferienflirt? Lasst es mich wissen!

Samstag, 1. Mai 2010

Noch 10 Tage

Den Büroschlüssel in Bern und die Wohnung in Biel habe ich abgegeben, das Auto verkauft - damit bin ich meinem Traum ein grosses Stück näher gekommen. Den Flug habe ich auch gebucht, so Eyjafjallajökull will, werde ich am 10. Mai über Kopenhagen und Oslo nach Harstad-Narvik Evenes fliegen. Zwei Mal umsteigen ist mit SAS leider nötig, doch dafür kann ich das Gepäck in Zürich aufgeben und muss mich nicht um etwaige Verspätungen der Flüge kümmern.

Der Flughafen Harstad-Narvik Evenes liegt - ganz norwegisch - im Nirgendwo. Harstad ist von Narvik 120 Kilometer entfernt und damit beide Städte was vom Flughafen haben, haben die Norweger den Flughafen in die Mitte gebaut.

Bis zu meinem Abflug wohne ich bei meiner Schwester Salome in Effretikon. Sie wird auch meine Katze Brain hüten über den Sommer. Brain fühlt sich schon jetzt wie zuhause, schliesslich lebte sie in ihren ersten drei Jahren auch bei Salome.

Ich muss nun die paar Kisten, die ich hierhin gezügelt habe, auspacken. Das meiste möchte ich mitnehmen, was natürlich purer Wahnsinn ist. Und so werde ich abwägen, was ich wirklich brauche, meine Wünsche vom Zeiger der Waage bewerten lassen, und wieder umpacken. Ich finde, die Lofoten sind weit genug entfernt, dass ich mehr als 20 Kilo Gepäck mitnehmen dürfte, doch leider sieht das die SAS etwas anders. Ich werde mich also etwas zusammenreissen müssen. Zudem muss ich ja auch alles alleine schleppen. Im Handgepäck werden die Fotoausrüstung und der Computer sein, sodass die Tasche schwer genug werden wird.

Ich werde nun die kommende Woche geniessen, weil ich absolut keine Verpflichtungen mehr habe, sondern einfach geniessen kann, und all die Leute treffen, die ich vor dem Abflug nochmals sehen will.

Dan-Viggo, mein zukünftiger Chef, hat mir unterdessen die Unterlagen für meine Tätigkeit als Reiseleiterin geschickt. Die Nordnorweger sind ein lustiges Volk, immer wieder sind die Fakten über Natur und Sehenswürdigkeiten mit Anekdoten gespickt. Und natürlich haben auch die Trollgeschichten ihren Platz. Zu viel möchte ich hier allerdings nicht verraten, Ihr sollt ja einen Grund haben, mich auf den Lofoten zu besuchen!

Ich freue mich nach wie vor sehr auf meine Zeit im hohen Norden und habe meine Entscheidung bis heute noch keinen Tag bereut. Dies gibt mir auch die Gelassenheit, mich nun einfach von meiner Zukunft überraschen zu lassen.